"In welchem Abschnitt meines Lebens stehe ich:
Frühjahr, Sommer, Herbst oder Winter ?"

 

"weine nicht nach den vergangenen Tagen,
sondern freue dich dass sie gewesen sind"
                               Rabindranath Tagore                                             

1.  Ortsname (Etymologie, Varianten, Mundart)

Kleinschemlak (in der Mundart Schumlok) ist ein Ort im südbanater Heckenland - bis Kriegsende eine rein deutsch-evangelische Gemeinde. Er verdankt seinen Namen der einstmals befestigten Stadt Vársomlyo (so wie die Festung Temeswar), am Fuße des  nordöstlich sich erhebenden Schumig-Berges, ein rund 200 Meter hoher, sagenumwobener Vulkankegel aus dem Tertiär.In den 70-ziger Jahren hat man durch Ausgrabungen Reste vom Mauerwerk der einstigen Festung zum Vorschein gebracht,die eigentlich unter dem östlichen Schumighang zwischen Grossschemlak (Semlacul-Mare,rum.Mundart - Morava ) und Kleinschemlak (Semlacul-Mic, rum.Mundart- Pärneaura )liegen. Im Mittelalter trafen sich hier die Grossgrundbesitzer aus dem südlichen Banat zu Beratungen.Hier hatte man eine weite Sicht  bis ins Karascher Bergland, bis zum südlichen Werschetz,dem westlichen Tschakowa.
Von da aus konnte man die Bevölkerung vor dem heranrückenden Türkenfeind, bis zur Festung Temeswar, warnen. Unter der Türkenherrschaft wurde die Festung ,aus strategischen Gründen,völlig zerstört. Der madjarische Name Vársomlyo, den Kleinschemlak in ungarischer Zeit seit etwa 1910 getragen hat, bedeutet in etwa „Höchstpunkt“, „Hauptpunkt“ oder „Hauptort“ ,später dann Kis-Somlyo. Die rumänische Bezeichnung ist Semlacul-Mic. Heute ist Kleinschemlak dem Städtchen Gataia eingemeindet. Am Ortsrand,an dem Morawitzbach, befindet sich das orthodoxe Kloster „ Manastirea Saraca“(orth. Wallfahrtskloster ) aus dem Anfang des 15-ten Jahrhunderts.

2.  Ansiedlungsjahr/-jahre

Typisches Banater Siedlerhaus

Zwischen 1816 und 1818 lässt die kroatische Familie Ostoitsch deutsche Siedler, vorwiegend aus Württemberg, anwerben und auf ihrem privaten Grundbesitz in Kleinschemlak ansiedeln. Die Familie Ostoitch hatte ihr Wohnsitz aber im Ort Grossschemlak,der ebenfalls zu ihrem Grundbesitz gehörte.
Der Ort wurde ,wie alle anderen Banater Orte , nach einem Reissbrettplan angelegt. Neben den Hausbrunnen wurden auch  mehrere Strassenbrunnen sowie auch viele Feldbrunnen (Tankstellen) auf  dem Hotar angelegt die lebenswichtig für Mensch und Tier waren.  Entlang der Landstrasse von Kleinschemlak nach Gataia ( wie in ganz Banat ), wurden in der Siedlungszeit ,  Maulbeerbäume gepflanzt, deren Blätter für die Zucht  von Seidenraupen nötig waren,aus deren Kokonen der Naturseidefaden hergestellt wurde. Von den süssen,aromatischen Beeren wurde  jeden Sommer der erste, gute Schnaps - Maulbeerenraki - gebrannt.
Für viele armen Leute, auch aus Schemlak, war das ein Zuver

dienst neben ihrem Bauerneinkommen. So gab es in der Banater Stadt  Lugosch bis Ende des 20. Jhd. eine rentable Naturseidenfabrik.
Leider   wurden  in 2004 und 2005 sämmtliche Maulbeerbäume entlang der Gataier- Schemlaker Strasse gefällt, wo sowieso die Landschaft schon vorher kahl geschlagen wurde. Wahrscheinlich war das eine geniale Idee der Gemeindeverwaltung Gataia.

Maulbeerbäume seid der Ansiedlung, an der Gataier Landstrasse 2002.

Seid 2006 steht entlang der Landstrasse kein einziger Baum
oder Grashalm mehr, da das Feld fast alles ein Italiener aufgekauft hat,
und mit Genähmigung der Gataier Gemeindeverwaltung alles geglättet hat ,
bis zum Strassenschotter.

3.  Darstellung der wichtigsten Ereignisse der Ortsgeschichte

Europa : Österreich - Ungarn zur Zeit der Ansiedlung der Deutschen entlang der Donau und dem Banat 1716-1829

Fahrt der Auswanderer mit den " Ulmer Schachteln" auf der Donau nach Ungarn im 18. Jhd. und Anfang 19 Jhd.

In Wien bekamen die Auswanderer ihre Pässe und ihr sogenanntes Startgeld.

Deutsche Siedlungen gegründet entlang der Donau im 18 und 19 Jhd. Die Siedler sind  bekannt als Donauschwaben.


Nach dem 1 Weltkrieg das geteilte Banat seid 4 Juni 1920, durch den Trianoner Vertrag von Versailles

Die ersten Ansiedler -16 bis 18 Familien - waren protestantischen Glaubens, von denen die meisten aus dem Raum Stuttgart-Heilbronn-Pforzheim direkt einwanderten. Zuwanderungen erfolgten schon bald aus Liebling, Franzfeld, Bulkes, Siwatz, Neuwerbaß, Butin und später aus Birda (Siehe Kirchenregister ). Schon 1910 waren auch Kleinschemlaker junge Familien dabei bei der Gründung eines neuen evang. Ortes-Waldau,nördlich von Moritzfeld (heute aufgelöst).

Um 1900 wurde die Eisenbahn von Lugosch-Busiasch-Gatai-Grossschemlak-Grossscham-Werschetz gebaut , unter der Leitung von Ing. Antal Gubanyi  aus Gatai (hatte 60 Joch Weingarten am Schumigberg.

Die Gemeinde Kleinschemlak war evangelisch (Augustinisches Bekenntnis) und gehörte der Siebenbürgisch-Sächsischen Landeskirche  an. Von 1816 bis 1827 war sie Tochtergemeinde von Liebling, ab 1827 von Butin, bis sie 1834 mit J

osef Vodar den ersten Pfarrer und somit ein eigenes Pfarr- und Matrikelsamt erhielt. Die weiteren Pfarrer in Kleinschemlak waren: Ladislaus Miavecz, Friedrich Jakob Gretzmacher, Andreas Nyacsik, Friedrich Lenhardt, Ludwig Gieß. Der Gottesdienst wurde stets in der deutschen Sprache abgehalten.


Evangelische Kirche Kleinschemlak 1999

 

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 Ruine der ev.Kirche Kleinschemlak 2009

 

 

Innenansicht ev. Kirche 1974

Innenansicht ev.Kirche 1974

 


Evangelisches  Gesangbuch aus Kleinschemlak als Banat noch Ungarn war


Peter & Lisa Mayer, die letzten Kirchendiener bis 1986

Da auch die deutsch-evang. Glaubensgemeinschaft im Banat durch die Abwanderung nach Deutschland sehr geschrumpft ist,wird sie im Landkreis Temesch und Arad von Pfarrer Walther Sinn allein betreut.
317295 Semlak, Nr.734 /Jud. Arad,( Tel./Fax.: 0257-534106, E-Mail: evkir.semlak@rdslink.ro)

4.  Der Schulunterricht

Schulglocke (heute im Donauschwäbischen Zentralmuseum in Ulm)

Schüller des Jahrgangs 1918 bis 1922 mit Lehrer Heinrich Schuller


Lehrer Heinrich Schuller mit Schüler um 1938


Deutsch-rumänische Grundschule Kleinschemlak 1947
v.links: Lehrerin Lebada , Lehrer Muresan, Lehrer Pisica.
Deutschlehrer: Ambrosi (fehlt ),nachher Lehrer W. Bretz ,
und zuletzt Lehrer Hans-Walter Klein.
Danach gingen die deutschen Kinder nach Moritzfeld in die Schule.


Kleinschemlaker Jugend 1937 bei Konfirmationfeier


Kleinschemlaker im evang. Bruckenthalgymnasium 1928 in Hermannstadt (Sibiu).


Dabei sind auch Kleinschemlaker Studenten am Technikum in Mitweida bei Chemnitz 1930

Der Schulunterricht wurde anfangs von schreibkundigen Bürger erteilt .Von 1834-1866 unterrichtete der damalige  evang. Pfarrer Josef Vodar nur in deutscher Sprache.Nach 1867- dem Österreichisch-ungarischen Ausgleich,kommt Banat zu Ungarn, das die sogenannte Zwangsmaghiarisierung der Minderheiten versuchte (z.B. siehe die Kirchenregister ). Unter seinen Nachfolgern - Karl Predmersky, Johann Wagner, Ferdinand Greisiger, Andreas Macher, Michael Roth, Arpad Adriani, Matthias Karner und Ludwig Guggenberger - wurde ein wenig, erst ab 1903 unter Lehrer Géza Szabó nur madjarisch unterrichtet. Nachfolger Michael Nothnagel lehrte ab 1908 wenigstens in den beiden unteren Klassen wieder in deutsch, in den oberen vorwiegend madjarisch. Noch etwas günstiger wurde es ab 1912 bei Ludwig Reichel. Zwischen den beiden Weltkriegen war der Unterricht in deutsch .Die Lehrer waren: Eduard Hönsch und Heinrich Schuller, danach  einige Jahre Wilhelm Bretz. N

ach 1944 behillt auch die deutsche Minderheit in Rumänien ihr Recht zum Schulunterricht in ihrer Muttersprache .Da nach 1944 ,die neuen Siedler Kleinschemlaks zunehmend Rumänen waren, wurde anfangs paralell auch rumänisch unterrrichtet und nach 1964 nur noch rumänisch.Eine Zeit unterrichtete in deutsch der Lehrer Hans-Walter Klein aus Hermannstadt ,Lehrer Amsel aus Moritzfeld. Für die wenigen deutschen Kindern konnte man aber keinen Unterricht in ihrer Muttersprache mehr halten. Der Schulunterricht fand in der 1834 errichteten konfessionellen Volksschule statt - bis zur Errichtung der Kirche auch der Gottesdienst. Das Gebäude ist heute eine Ruine, ebenso die neue, 1928/29 erbaute Schule. Die Lehrer der konfessionellen Schule wurden von der Gemeinde bezahlt.

In dem heutigen Kleinschemlak (ausschliesslich rumänische Bevölkerung) funktioniert auch keine Schule mehr. Die wenigen Kinder müssen  täglich, mit einem umgebauten LKW, nach Gataia gebracht werden.
In Kleinschemlak waren die Schulen konffesionell. Bis zum heutigen Tag,obwohl die jetzige demokratische Regierung in Rumänien ,der Europäischen Union viel versprochen hat die unrechtsmässige Enteignungen nach 1944  rückgäng zu machen,noch immer nicht
dem alten Eigentümer-die evang. Kirche, zurückerstattet oder entschädigt hat.

Kleinschemlak wurde im 19. Jahrhundert von schweren Krankheiten, Epidemien und Naturkatastrophen heimgesucht. Infolge der versumpften Landschaft brach in den zwanziger und dreißiger Jahren wiederholt das Sumpffieber aus und raffte viele Bewohner hinweg. 1831 und 1836 wütete die Cholera und ließ ganze Familien aussterben. Im Jahr 1856 starben täglich 3 Menschen, meist Kinder, über die Hälfte durch die Masern (morbilli). Ein heftiges Erdbeben in 1838 verursachte Risse im erst vier Jahre alten Schulgebäude. 1895 verursachte ein starker Sturm verheerende Schäden an Gebäuden und Feldern und Gärten.

Von 1848 bis 1861 kam es wiederholt zu Übergriffen der Serben von der nahe gelegenen Grenze (23 km bis Werschetz), indem Fuhrwerke, Getreide, Vieh beschlagnahmt und meist jüngere Männer vcrschleppt wurden - oft ohne Wiederkehr. Bei der Grundablösung 1855 wurde das Grundbuch eingeführt. Nun bekam auch Kleinschemlak eine eigene, von der Grundherrschaft unabhängige Gemeindeverwaltung mit einem frei gewählten Richter und mit Geschworenen. Dieser Anlass wurde begeistert gefeiert.

Unsere Grossväter und Urgrossväter dienten bis 1921 im ungarischem Militär.

Kleinschemlaker 1916 beim ungarischen Militär


Kleinschemlaker 1915 bei der ungarischen Honved

Kleinschemlaker 1914 beim ungarischen Militär

Zwischen den beiden Weltkriegen leisteten die Jungen Männer ihren Militärdienst beim rumänischen Militär. Ab 1943 nach dem Hitler-Antonescu Pakt, konnten die Volksdeutschen zum deutschen Armee übertreten.

Kleinschemlaker beim rumänischen Militär 1939


Kleinschemlaker bei dem deutschen Militär 1942


Kleinschemlaker, 13. Sept. 1944 auf der Flucht nach Westen vor der nahenden Sovjetarmee (Fotoatelier Wolf in Krumau)

Am 13. September 1944, beim Herannahen der russischen Front, begab sich der Großteil der Kleinschemlaker auf die Flucht. Nach zwei Monaten erreichte ein Teil der Flüchtenden Oberösterreich, der andere Teil den Böhmerwald, von wo sie im Juni 1945 wieder flohen und sich im Raum zwischen Linz und Schärding niederließen. Einige Familien waren von den Russen aus dem Böhmerwald zwangsweise in das Banat  zurückgeführt worden. Einige Familien ließen sich Ende 1947 von Österreich aus zur freiwilligen Rückkehr überreden , da russische Offiziere ihnen versichert hatten ihr Grund,Haus und Hof wieder zurückbekämmen. Sie fanden bei ihrer Ankunft in Kleinschemlak ihre Häuser geplündert und besetzt von rumänischen Flüchtlingen hauptsächlich aus Siebenbürgen und das Feld war ihnen enteignet. Das war der erste bittere Erfahrung  mit  der  Diktatur  des Arbeiter und Bauernstaates.

Von den Zurückgebliebenen wurden die arbeitsfähigen Männer und Frauen im Januar 1945 nach Russland verschleppt, wo viele starben. Eine zweite Verschleppung fand im Juni 1951 statt. Von ihr wurden viele aus Russland Heimgekehrte erneut betroffen. Sie wurden in der Baragan-Steppe auf freiem Feld ausgesetzt. In den zeitgeschichtlichen Romanen [2, 3] von Heinrich Freihoffer
steht die Flucht und Verschleppung aus Kleinschemlak, Pseudonym „Waldbrücken“, im Mittelpunkt.


Deportierte  Kleinschemlaker in die Baragansteppe 1951

Die wenigen zurückgebliebenen und zurrückgekehrten( von der Flucht ) Kleinschemlaker, konnten die deutsche Schule nicht mehr halten und übersiedelten allmählich in andere Gemeinden in Banat, wo es noch deutsche Schulen gab. Einige gingen nach Liebling und Birda, andere nach Ulmbach, Moritzfeld, Altkischoda bei Temeschburg oder Reschitz. Seit 1974 lebte in Kleinschemlak nur noch Peter Mayer mit Ehefrau Elisabeth. Er kümmerte sich bis zu seinem Tod im Jahr 1986 um Kirche und Friedhof. danach seine Ehefrau bis zu ihrer Ausreise 1996.

5.  Zahl der Bewohner des Heimatortes

Kleinschemlaker Grossfamilie 1937

Die amtliche Volkszählung Rumäniens aus dem Jahr 1930 ergab 733 Einwohner, mit 725 Deutschen. Bei seiner größten Ausdehnung im September 1944 wohnten dort rund 800 Einwohner in 160 Häusern. Heute leben nur noch rund 45 rumänische Familien in Kleinschemlak. Fast drei Viertel der ursprünglichen Häuser existieren nicht mehr oder sind unbewohnbar.


2003 - langsam aber sicher dem  Ende zu

6.  Wichtige Bauwerke des Ortes

Die Kirche im spätgotischen Stil , wurde 1859 fertiggestellt und bot mehr als 600 Personen Platz. Das Pfarrhaus wurde 1888 erbaut. Die drei Bronzeglocken der Kirche und die Messingpfeifen der Orgel wurden 1916 eingeschmolzen. Nach Kriegsende wurde der Gewinn aus Theateraufführungen in sog. Orgelfonds und Glockenfonds eingezahlt und für die Erneuerung der Glocken und der Orgel verwendet. Die Kirche ist heute in einem sehr schlechten Zustand und wird vor dem Verfall nicht mehr zu retten sein (gehört noch immer dem rumänischen Staat ).Da nach den 70-ziger Jahren kaum Gottesdienste stattfanden, beschloss dass zuständige evang. Konsistorium von Hermannstadt (Sibiu) 1987 die gesammte innere KirchenInventur sammt Glocken nach Siebenbürgen, nach Petersdorf (Petresti) bei Mühlbach(Sebes) zu bringen und der dortigen evang. Gemeinde zu überlassen.
 Die heutige Bevölkerung Kleinschemlaks(zum Teil  rumänische Flüchtlinge aus Siebenbürgen), besuchte die  Kirche  im rumänisch orth. Kloster am Ortsrand von Kleinschemlak bis 2005.Da die Klosterkirche unter Denkmalschutz steht ( griechisch-orthodoxe Gründung aus dem Jahr 1404), wurde 2005 eine neue orth.Kirche innerhalb des Klosters gebaut  . Im Kloster sind zur Zeit cca.10 Popen (Priester) tätig,die  sich selbst bewirtschaften.


Orthodoxes Kloster (seid cca.1404) "Manastirea Saraca". Seid 2005 mit neuer Kirche.



Oberpope (staretz)


AlteFreskenmalerei in der Kuppel der Klosterkirche (heute geschütztes Kulturdenkmal).

 In 1942,da viele Pilger (jährlich am 6 August) zur orth. Wallfahrtskirche kamen, wurde am Tor des Klosters ein Arthesenbrunnen gebohrt. Da das Wasser sehr frisch und weich ist, nahmen die Leute gerne Wasser von dort und nannten es Popewasser.

Im Juli 1999 wurde ein Denkmal für die Opfer beider Weltkriege und der Verschleppung,auf dem ehemaligen evangelischen Friedhof, eingeweiht ). Der bereits bestehende Gedenkstein vor der Kirche für die Gefallenen des 1. Weltkrieges wurde renoviert und in das neue Denkmal integriert. Dieses Projekt konnte nur gelingen dank der Initiative von Heinrich-Georg Gossner, der auch für den Entwurf und die Koordinierung zuständig war, und der beispielhaften Spendenbereitschaft in der HOG Kleinschemlak


Evang. Friedhofdenkmal seid September 1999

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 Renoviertes Friedhofdenkmal 2009

 

 

7.  Wirtschaftliches Leben im Heimatort

Typische Gegenstände in der Wirtschaft der Banater Dörfer


Kleinschemlaker bei derTraubenernte auf dem Schumig 1943

Bis zur Flucht im Jahr 1944 war Kleinschemlak nur von deutschen Bauern, Handwerkern und einigen Kaufleuten bevölkert. Getreideanbau, Viehzucht und Milchwirtschaft waren vorherrschend, in etwas geringerem Umfang wurde auch Wein angebaut: Am Schumig,unter dem Schumig,am Butiner  und Ferendier Hang.
In 1950 wurde in Kleinschemlak ,wie allmählich in ganz Rumänien ,die landwirtschaftliche Kolektivwirtschaft gegründet.Viele machten mit, da es für die Kleinschemlaker ja keine andere Alternative gab. Anfangs schien ja alles gut zu funktionieren nur dann kam die Planwirtschaft usw., dazu auch dasProblem der Schule(deutsche Muttersprache), Ausbildung,bessere Verdienstmöglichkeiten.  Das waren hauptsächlich die Günde aus Kleinschemlak in andere , grössere Orte umzusiedeln.


Kleinschemlaker um 1970 in Ulmbach/Banat


Kleinschemlaker in Ulmbach 1976

Erst später, als der Kommunismus sein wahres Gesicht zeigte, kam der Entschluss der grossen Mehrheit der Kleinschemlaker sowie auch der anderen Banater Schwaben, irgendwie der roten Hymäre zu entkommen und auszuwandern in die Heimat unserer Urväter-Deutschland.


Das Ende eines Banater Schwabendorfes

8.  Kulturelles Leben und kulturelle Einrichtungen im Heimatort

Der Gesangverein, gegründet um die Mitte des 19. Jahrhunderts, erlangte besonders seit 1929 unter Rektor Heinrich Schuller seine Glanzzeit. Gesungen wurde vor allem bei festlichen Veranstaltungen und Beerdigungen. Die Evangelische Bruderschaft ging vor dem zweiten Weltkrieg in die Deutsche Jugend über. Die Pflege alter und neuer Lieder, der Sitten und Gebräuche, sowie der Volkstänze standen im Vordergrund. Ebenso wie im Gesangverein wurde gerne Theater gespielt. Der Musikverein sorgte vor allem bei Hochzeiten und Kirchweihfesten für gute Stimmung. Die Sitten und Gebräuche im Jahresablauf werden im Kleinschemlaker Heimatbuch und in Band 3 „Das Banat und die Banater Schwaben“  ausführlich beschrieben.


Kleinschemlaker Männerchor 1938


Kleinschemlaker Musikanten 1938

9.  Mundart des Heimatortes

vum Martin Nagelbach

Die Kleinschemlaker Mundart, die mit der Lieblinger. Birdaer und Waldauer fast völlig identisch ist, weist überwiegend rheinpfälzische Merkmale auf. Dieses Thema wird ausführlich mit zahlreichen Beispielen im Heimatbuch von 1972 von Heinrich Freihoffer behandelt.

10.  Rückwanderung nach Deutschland bzw. in andere Länder

 

Was nun ?
Tuschzeichnung : H.-G. Gossner

Infolge der Verschleppungen, Enteignungen, Bespitzelungen, Diskriminierungen und Anfeindungen, bemühten sich immer mehr Kleinschemlaker um eine Ausreise zu ihren Verwandten und Bekannten. Besonders in der Zeit von 1983 bis Ende der kommunistischen Diktatur 1989 unter dem roten Conducator ( Führer) Nicolae Ceausescu , wurden für die Ausreise 8 bis 10 Tausend DM - ohne Quittung - verlangt. Viele mussten ihre gesamten Ersparnisse, Haus und Hof für die Ausreise zurücklassen und waren oft auf die finanzielle Hilfe von Verwandten und Bekannten im Ausland angewiesen. Aus Verzweiflung suchten einige ihr Glück durch eine illegale Flucht über die Grenze. Das Gelingen war nicht garantiert und der Pech hatte, bei dem ging das Elend  erst richtig los.

Von den rund 400 gebürtigen Kleinschemlakern (mit Ehegatten). die heute noch leben, haben gerade noch cca.10 ihren Wohnsitz in Rumänien. Der überwiegende Teil (rund 320 Personen) wohnt in Deutschland. Zirka 30 Personen sind in Österreich, 15 im Elsass und 15 in Übersee.

11.  Integration in Deutschland

Kleinschemlaker "kleines Treffen" 1956 in Ulm

Kleinschemlak hat regelmäßig an den Banater Heimattreffen teilgenommen. Zum ersten Heimattreffen der Ortsgemeinschaft Kleinschemlak am 14/15.9.1974 - genau 30 Jahre nach der Flucht – in Tuttlingen unter dem Vorsitzenden Karl Blumenschein kamen rund 300 Landsleute. Die weiteren Treffen fanden ab 1977 turnusmäßig alle zwei Jahre in Villingen-Schwenningen statt, mit Ausnahme des Treffens von 1989 in Rietheim -B.W. . Heinrich Freihoffer war bis zu seinem Tode im Jahr 1998 Sprecher und Schriftführer der HOG Kleinschemlak.

Die grosse Mehrheit der Kleinschemlaker haben sich gut in ihre neue Heimat eingegliedert.Es bestand ja bei den Leuten  der Wille und Ambition  in Freiheit  zu zeigen dass sie  etwas leisten und bieten können.

Auch  Kleinschemlak ist reichlich mit  historischem Material im Donauschwäbischen Zentralmuseum in Ulm vertreten.


Donauschwäbisches  Zentralmuseum  in  Ulm, Schillerstr. 1 seid Juli 2000 sowie das Kultur und Dokumentationszentrum der Banater Schwaben. Hier befinden sich verschiedene Gegenstände, historische Fotos, Kirchenregister: Geburt, Trauung, Tod, die Kleinschemlaker Ortsmonographie und Literatur sowie die Geschichte der Banater Schwaben.